Die Leitzinsen

Die Kreditzinsen werden von den Banken nicht willkürlich festgelegt, sondern orientieren sich an verschiedenen Faktoren, welche die Höhe der Zinsen oftmals stärker beeinflussen können. Einer dieser Faktoren ist unter anderem auch der Leitzinssatz, welcher im Bereich der Europäischen Union von der Europäischen Zentralbank als die zuständige Institution festgelegt wird. Die Leitzinsen heißen nicht von ungefähr so, da sie den Maßstab für die Zinsen im Allgemeinen darstellen, und zwar sowohl für die Anlagezinsen als auch für die Kreditzinsen. Was genau sind die Leitzinsen und welche Bedeutung und Funktion haben sie? Rein vom Wort her könnte man sagen, dass die Leitzinsen eine Leitfunktion haben sollen, und so ist es dann in der Praxis in der Regel auch. Beeinflusst werden soll vor allen Dingen das Verhalten der Banken bezüglich der Vergabe von Krediten, was das Volumen und den Zinssatz angeht.

Darüber hinaus soll dadurch auch eine Auswirkung auf das Investitionsverhalten der Unternehmen und das Konsumverhalten der Verbraucher erzielt werden. Konkret ist der Leitzinssatz der Zinssatz, zu dem sich die Banken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) benötigtes Kapital ausleihen können, also eine Refinanzierung vornehmen. Auf dieser Basis soll der Leitzins dann auch als Regulator für die Volkswirtschaft dienen. Die Vorstellung und Annahme ist dabei die Folgende: Wenn die Wirtschaft sich in eine Tief befindet, wie es zum Beispiel aufgrund der Wirtschaftskrise im Jahre 2009 der Fall ist, dann senkt die EZB die Leitzinsen, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Konkret soll durch die Senkung der Leitzinsen nämlich bewirkt werden, dass die Banken sich zu einem günstigeren Preis Geld leihen können und den reduzierten Zinssatz zudem an die Kreditnehmer weitergeben. Da die Kreditzinsen also allgemein gefallen sind, hofft man auf eine verstärkte Inanspruchnahme von Darlehen im gewerblichen und privaten Bereich. Durch die dann folgenden erhöhten Investitionen im Unternehmensbereich und den verstärkten Konsum der Verbraucher soll die Wirtschaft wieder angekurbelt werden. Zudem wird das Sparen auf der anderen Seite durch sinkende Zinsen uninteressanter, was den gewünschten Effekt zusätzlich noch unterstützt.

Durch die Änderung der Leitzinsen kann die Europäische Zentralbank also einen Einfluss auf die Geldmenge nehmen. Das System funktioniert allerdings nur dann, wenn die Banken bei reduzierten Leitzinsen auch diese günstigeren Konditionen wirklich an die Kunden weitergeben und nicht die Summe der Kreditvergaben reduzieren, was auch als Kreditklemme bekannt wurde. Neben dem Senken der Leitzinsen kann natürlich in einer anderen wirtschaftlichen Situation auch das Erhöhen der Leitzinsen sinnvoll sein. Diese Erhöhung sollte dann genau den umgekehrten Effekt haben, nämlich das Wirtschaftswachstum und vor allem die Inflation gebremst werden und die Privatverbraucher und Unternehmen dem Markt Geld entziehen. Aktuell (April 2010) befinden sich die Leitzinsen zum Beispiel auf einem so niedrigen Niveau, wie es in der Vergangenheit noch nie der Fall gewesen ist. Dennoch ist der erhoffte Wirtschaftsaufschwung noch nicht eingetreten, unter anderem auch deshalb, weil die Banken die niedrigen Zinsen nicht in größerem Umfang an die Kunden weitergeben und zudem noch strengere Kriterien bei der Kreditvergabe anwenden.